FuD-Projekt Digital Atlas of European Historiography ab heute online
Digitaler Interaktiver Atlas ist eine Schatztruhe für die Forschung
Mitglieder eines Projekts haben heute an der Universität Trier den ersten digitalen Atlas zur Geschichte der modernen Geschichtswissenschaft von 1800 bis 2005 in Europa präsentiert und ins Netz gestellt.
Wann treten erstmals Frauen in der Geschichtswissenschaft auf? Welche Historiker arbeiteten zu bestimmten Zeitpunkten an berühmten Universitäten? Wissenschaftlern, Hobby-Historikern und Studierenden bietet der neue Digitalatlas eine Fülle von Informationen und Recherchemöglichkeiten.
Digital Humanities sind zurzeit in aller Munde, aber konkrete Lösungen, die wirklich Neuland erschließen sind immer noch selten. Die Trierer Forscher sind überzeugt, das zu bieten, denn bislang sind historische Atlas-Projekte kaum über die digitalen Reproduktionen alter Druckwerke oder gar die Projektion historischer Informationen auf aktuelle Google-Maps hinausgekommen. Der Digital Atlas of European Historiography. The Making of a Profession 1800–2005 (DAEH) ist eben keine Reproduktion alter Kartenbilder aus historischen Atlanten, sondern eine interaktive Informationsplattform von digitalen Karten und Informationen. Er erlaubt individuelle Suchanfragen, ganz so wie man das heute bei einer Outdoor Active-Karte oder anderen Apps kennt.
Entwicklung des Fachs
Dieser Atlas stellt dem Besucher eine einzigartige Fülle an Informationen zur Entwicklung der Geschichtswissenschaft in allen Ländern Europas bereit. Wer sich für die Entwicklung des Faches Geschichte an einer europäischen Universität wie Lemberg (später Lwów, heute Lviv) von den Zeiten der Habsburger Monarchie bis heute informieren will, wird dort fündig: Namen von Professoren, ihre Themengebiete, ihr Arbeitsumfeld wie Archive und Institute.
Wer wissen will, seit wann eigentlich Frauen in der Geschichtswissenschaft aktiv sind und in welchen Ländern sie besonders gut und früh vertreten waren, findet ebenfalls alle Informationen. Immer können die Nutzer bequem an einen Ort der digitalen Karte heranzoomen, mehrere Karten öffnen, um vergleichen und alle verfügbaren Informationen frei kombinieren zu können.
Der digitale Atlas ist ein nützliches Instrument für die schnelle Suche nach Informationen zu Personen (wer war eigentlich um 1900 an der berühmten Berliner Universität oder in Oxford), Organisationen und Sachverhalten der europäischen Geschichtswissenschaften. Er steht jedem offen und kann insbesondere auch von Hobby-Historikern, Studierenden und Forschern weltweit genutzt werden. Er ist aber auch ein Instrument für weitergehende Forschungen zur Geschichte des Faches in einzelnen Ländern, an einzelnen Orten über längere Zeiträume und bietet immer die Möglichkeit, vergleichend andere europäische Länder bzw. ganz Europa in den Blick zu nehmen.
Acht Zeiträume
Die Benutzer können frei nach ihren Suchinteressen die Informationen zusammenstellen, die sie auf den Grundkarten sehen möchten: Besonders stolz sind die Forscher darauf, dass diese Karten die historischen Staatsgrenzen und Ortsnamen für acht Zeiträume von 1830 bis 2005 zeigen.
Das Projekt ist das Ergebnis langer Vorarbeiten. Es startete als eine europäische Wissenschaftskooperation, finanziert von der European Science Foundation (Projekt: ‘Representations of the Past: The Writing of National Histories in 19th and 20th Century Europe’). Es wurde zudem langjährig gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, als Einzelprojekt und dann im Rahmen des Leibniz-Preises 2013 für Lutz Raphael. Letztlich konnte es nur dank der guten digitalen Infrastrukturen an der Universität Trier realisiert werden, denn ohne langen Atem ist so etwas nicht zu schaffen.
Das Atlas-Team besteht aus: Peter Albertz, Niklas Alt, Michael Grün, Prof. Dr. Lutz Raphael, Yvonne Rommelfanger. Mitgearbeitet haben außerdem Yu Gan, Cora Berscheid und Lennart Schmidt.
Kontakt
Digital Atlas of European Historiography
c/o Servicezentrum eSciences
Yvonne Rommmelfanger
E‑Mail: esciences.uni-trier.de
Tel. +49 651 201‑3309